02.10.2016

Des Doppeladlers wilder Osten ist fast druckfertig

Des Doppeladlers wilder Osten - Streifzüge durch Galizien und die Bukowina und der erste Traum von Europa von Robert Hofrichter / Peter Janoviček ist fast druckfertig. Demnächst wird somit dieses schöne und spannende Buch das Licht der Welt erblicken, die Autoren freuen sich auf viele Leser!

Aus der Einführung

Die Welt der Sicherheit ein Traumschloss gewesen ...

Wir mussten Freud recht geben, wenn er in unserer Kultur, unserer Zivilisation
nur eine dünne Schicht sah, die jeden Augenblick von den destruktiven Triebkräften
der Unterwelt durchstoßen werden kann.


Stefan Zweig (1881-1942): Die Welt von gestern


Die gute alte Zeit ...

Wer träumt in Zeiten wie diesen nicht gern von ihr?

Wiener Walzer, die Ringstraße mit ihren großartigen Museen, lauter kulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche Höhepunkte ... Und weit im Osten blühten die einst völlig zurückgebliebenen Regionen auf, die zu den Kronländern Galizien und Bukowina werden sollten, zu den östlichsten und wie selbstverständlich auch deutschen Vorposten der Zivilisation, Kultur und des Fortschritts. Auch sie sollten zum Gesamtwohl der Monarchie beitragen, zumindest in der offiziellen Darstellung Wiens. Denn das war bloß der Schein; in Wahrheit konnte die extreme Randlage dieser Grenzregionen in keiner Hinsicht jemals wirklich überwunden werden. Und dennoch, eine Zeitlang war es ein schöner Traum. Ja, teilweise wurde er sogar Realität.

Gern verklärt man das ausgehende 19. Jahrhundert als die gute alte Zeit. Die überlieferten Erzählungen – wir werden für sie in diesem Buch öfters die Bezeichnung Narrativ verwenden – täuschen allerdings vielfach darüber hinweg, dass es sich keinesfalls um eine global gute Zeit gehandelt hat. Vielmehr prägten ständige Kriege und Konflikte die Zeit, die europäischen Großmächte stritten untereinander, was das Zeug hielt, die Bündnisse und Grenzverläufe änderten sich ständig irgendwo, der Nationalismus setzte zu ungeahnten Höhenflügen an.

Die ukrainische Schriftsprache wurde gerade geboren und damit auch diese junge Nation, deren Definition bis heute nicht ganz leicht fällt, doch blühten genauso auch Militarismus und die Rücksichtslosigkeit auf, Unterdrückung griff um sich, und aufkeimende Demokratiebewegungen wurden unterdrückt. Der alternde Kaiser agierte in diesen schwierigen Zeiten rückblickend nicht gerade glücklich.

Als ob alle beharrlich auf ein Ziel hingearbeitet hätten: die Katastrophe des Ersten Weltkriegs.