Mögen es nur noch ein paar ausgerupfte Federn sein, die vom Doppeladler blieben und die wir uns jetzt – wie man in Österreich sagt – an den Hut stecken können. Und mag das alles ein alter Hut sein. Aber es war ... es war ein schöner Hut.
Friedrich Torberg (1908 –1979), tschechisch-jüdischer Österreicher und Schriftsteller
Dieses Buch ist Liebhabern der k.u.k.-Vergangenheit gewidmet, der Geschichte allgemein und ebenso jenen, die gern reisen und dabei mehr über die unbekannten Seiten Europas erfahren möchten.
Das Autorenduo Robert Hofrichter und Peter Janoviček, der Onkel aus Salzburg und sein Neffe aus Bratislava, begeben sich auf eine zweite gemeinsame literarische Reise auf den Spuren des Doppeladlers. Diesmal zieht es sie aus dem Zentrum der Monarchie an der Donau an die äußerste Peripherie im Osten Europas, in die einstigen Kronländer Galizien und Bukowina, Länder, die es in jener Form weder vorher noch nachher gegeben hat. Zu einem Mythos haben es die beiden Kronländer somit nicht weit.
Ihre 2.500 Kilometer lange Reise starten die Autoren in Niederösterreich bei Gräfin Schönborn-Buchheim, um weiter über Preßburg und die Slowakei zu fahren und kurz Schlesien zu streifen, dann geht es weiter nach Krakau, und schließlich über Tarnów, Rzeszów und Przemysl zur die Grenze der heutigen EU zur Ukraine. Mit Spannung und großen Erwartungen erreichen sie Lemberg, die Stadt des Löwen, die einstige Hauptstadt Galiziens und viertgrößte Stadt der Monarchie, und später Brody an der einstige Grenze zum Zarenreich. Quer durch die tiefste Provinz und das Land der Kosaken suchen sie nach den zerstörten Spuren des östlichen Judentums, besuchen ihre Schtetl und amüsieren sich über die vielen Anlehnungen aus dem Jiddischen in unserer Alltagssprache. Schließlich erreichen sie die Bukowina, ein fernes Land, das als Folge der Machtpoker der Großmächte schließlich österreichisch wurde und während einer kurz andauernden guten alten Zeit den ersten Traum von einem multiethnischen, friedlichen Europa versinnbildlichte. Ein Abstecher führt sie bis nach Rumänien nach Suceava, bevor sie wieder einen westlichen Kurs einschlagen und nach Transkarpatien mit seinen Städten Mukatschewe und Uzgorod und damit wieder in den ungarischen Teil der Doppelmonarchie gelangen.
Galizien und Bukowina sind für die meisten Menschen aus dem vertrauten Herzen Mitteleuropas eine terra incognita. Wer kennt noch die Erzählungen von den ruhmreichen Zeiten von Lemberg und Czernowitz? Für die Autoren war es eine wunderschöne Aufgabe in jene goldene Ära zurückzureisen.
Die multiethnische Monarchie kann man vielleicht als ein erstes Modell für Europa interpretieren; was die Zukunft der Ukraine und Europa bringen wird, vermögen sie nicht zu prognostizieren. Der Traum von einem besseren Europa lebt aber auf dieser und jener Seite der Schengen-Außengrenze, und das nicht mehr existierende Galizien ist eines der Symbole für diesen Traum.
Mit dem berühmten Spruch To chce klid! (Das braucht Gelassenheit!) von Josef Švejk (in der deutschen Schreibweise Josef Schwejk) aus Jaroslav Hašeks „Der brave Soldat Schwejk“ wünschen wir unseren Lesern viel Spaß beim Lesen!